Public Statement
Vom 6. bis 11. August dieses Jahres soll der 11. Weltkongreß
der World Psychiatric Association in Hamburg stattfinden.
Wir, die Israeli Association Against Psychiatric Assault und der
Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener (Deutschland), fordern gemeinsam,
diesen Kongreß abzusagen:
- Wir werden als angeblich psychisch Kranke durch eine biologistische
Krankheitszuschreibung vor dem Hintergrund eines entwürdigenden
Menschenbildes zu einem Objekt psychiatrischer "Therapie"
degradiert. Dies wird zur Grundlage von stigmatisierender gesellschaftlicher
Ausgrenzung und mediengerechter Verteufelung. Die Umsetzung dieser
Ideologie wurde in ihrer ganzen Unmenschlichkeit von der deutschen
Psychiatrie betrieben.
- Nicht nur während der Nazizeit hat die deutsche Psychiatrie
in Psychiatrischen Anstalten und Heimen aufgrund ihrer Ideologie
systematischen Massenmord an "mindestens 275.000" eingesperrten
Menschen begangen (so der Militärgerichtshof in Nürnberg),
sie hat das Hunger-Morden noch 3 Jahre nach dem 2. Weltkrieg fortgesetzt.
- Das internationale psychiatrische System ignoriert diese Tatschen
weiterhin und verdeckt damit die Wahrheit, daß das Morden
der Nazis in den Vernichtungslagern auf einer psychiatrischen Ideologie
basierte. Die Verbrechen, die auf dieser Ideologie beruhen, wurden
zuerst von den deutschen Psychiatern als "Euthanasie"-Morde
begangen, die zum Modell des Massenmords an Juden, Sinti und Roma,
Schwulen und anderen "unerwünschten gesellschaftlichen
Elementen" wurden.
- Ernst Klee hat es treffend auf den Punkt gebracht: "Nicht
die Nazis haben die Ärzte gebraucht, sondern die Ärzte
die Nazis".
- Die deutsche Nachkriegspsychiatrie war in der WPA diskreditiert,
sie war kein "normales" Mitglied in ihren Reihen. Indem
die WPA die oben beschriebenen Fakten bis heute ignorierte, macht
sie sich nun eines geschichts-revisionistischen Schrittes schuldig,
indem sie sich öffentlich hinter die deutsche Psychiatrie stellt.
Sie versucht damit, die deutsche Psychiatrie von dem systematischen
Massenmord an angeblich Geisteskranken reinzuwaschen.
- Diese Tatsachen sind niemals wirklich zur Kenntnis genommen worden
und haben seitens der internationalen Psychiatrie zu keiner Entschuldigung
geführt. Niemals hat es auch nur eine Geste gegeben wie den
Kniefall von Willy Brandt vor dem Denkmal des Warschauer Getto-Aufstands.
- Wir fordern von der WPA, ihren 11. Weltkongreß nach außerhalb
Deutschlands zu verlegen sowie die oben benannte Problematik öffentlich
zur Diskussion zu stellen.
Verabschiedet von der Mitgliederversammlung des BPE
und dem Board der I.A.A.P.A.
Psychiatrie und Nationalsozialismus
Perspektiven Betroffener und von Experten
Programm der BPE/IAAPA Veranstaltung an der Hamburger
Universität
Donnerstag 5.8.
17.00 Pressekonferenz zu dieser Veranstaltung in deutsch,
Vergabe von Interviewterminen
Freitag 6.8.
10.00 Film: Sichten und Vernichten von Ernst Klee (in
deutsch)
´95 gedrehter Fernsehfilm von Ernst Klee über Psychiatrie
in der Nazizeit, mit vielen erstmals öffentlich gezeigten Orginalbildern,
Namen der Mörder und wie sie nach ´45 weitergemacht haben.
Anschließend Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Praktikern
und Betroffenen
11.00 Vortrag Dorothea S. Buck-Zerchin
(1936 in Bethel zwangssterilisiert)
Damals Ausrottung - heute Ausschluß der Betroffenen
aus dem Kongreß durch das "Medizinische Krankheitsmodell"
(mit anschließender Diskussion)
12.15 Film: Healing by Killing von Nizam Aviram, Israel
(Interviews Orginalsprache, englisch untertitelt)
Fernsehfilm aus Israel von ´96, meisterlich wie Lanzmanns
„Shoah" wird mit aktuellen Bildern der Weg von den Gaskammern
der „Euthanasie" nach Ausschwitz als medizinisches Verbrechen
nachgezeichnet, und beispielhaft an der Biographie zweier Ärzte
dokumentiert. Anschließend Diskussion zwischen Wissenschaftlern,
Praktikern und Betroffenen
14.00 Internationale Pressekonferenz zu dieser Veranstaltung
(in englisch) Interviewtermine
15.00 Internationale Pressekonferenz zur Ankündigung
eines Russell
Tribunals on Human Rights in Psychiatry (in englisch)
16.00 Weltpremiere des Films (d/e, englisch untertitelt) :
The Verdict of the Foucault Tribunal
Film Dokumentation des Tribunal zur Lage der Psychiatrie, das letztes
Jahr in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin stattfand.
Anschließend Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Praktikern
und Betroffenen
18.00 Vortrag Ernst Klee:
Die Hungermorde in den Anstalten 1945-47
und die Verbrechen der Psychiatrie davor
Samstag 7.8.
10.00 Film: Sichten und Vernichten von Ernst Klee, Diskussion
11.00 Film: Healing by Killing von Nizam Aviram (Israel)
Anschließend Diskussion
12.45 Film: The Verdict of the Foucault Tribunal, Diskussion
14.30 Film: Healing by Killing von Nizam Aviram (Israel),
Diskussion
16.15 Film: The Verdict of the Foucault Tribunal, Diskussion
18.00 Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Bund der
„Euthanasie"-Geschädigten und Zwangssterilisierten
Betroffene Zeitzeugen berichten: Frau Elvira Manthey, die direkt
vor der Gaskammer noch umdrehen durfte (ihre Schwester aber nicht)
und Otto Klein, einer der letzten Überlebenden der teuflischen
Zwillingsversuche Dr. Mengeles:
Medizinische Verbrechen in Deutschland -
Zwangssterilisation, Gaskammermorde, Menschenversuche
Anschließend: Vorstellung der geplanten Gedenkstätte
in der Tiergartenstr. 4. "Haus des Eigensinns"
19.30 Frau Prof. Gerburg Treusch-Dieter
Das Dispositiv Deutsche Psychiatrie
Sonntag 8.8.
10.00 Film: The Verdict of the Foucault Tribunal, Diskussion
11.45 Film: Healing by Killing von Nizam Aviram (Israel),
Diskussion
13.30 Film: Sichten und Vernichten von Ernst Klee, Diskussion
14.30 Film: The Verdict of the Foucault Tribunal, Diskussion
16.15 Film: Healing by Killing von Nizam Aviram (Israel),
Diskussion
18.00 Vortrag René Talbot:
Hans Prinzhorn - ein Nazi-Ideologe pathologisiert die Kunst
Alle Programmbeitraäge - Eintritt frei, Spende erwünscht
Ortsplan
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