Nach dem Beschluß des Bundestages, das zentrale Holocaust-Mahnmal
nur den ermordeten Juden Europas zu widmen, hofft jetzt auch der Berliner
Freundeskreis für das Museum «Haus des Eigensinn»,
das der Euthanasieopfer gedenken will, auf Unterstützung der Politik
(wir berichteten). «Jetzt ist der Zeitpunkt, darüber zu diskutieren,
wie der anderen NS-Opfer gedacht werden soll. Mit der Auslöschung
¸unwerten´ Lebens von fast 200 000 Geisteskranken begann die Vernichtungsstrategie
der Nazis, die in die ¸Endlösung der Judenfrage´ einmündete»,
erklärt René Talbot vom Freundeskreis.
«Im Senat wurde über dieses Vorhaben noch nicht diskutiert»,
erklärt Senatssprecher Eduard Heußen. Das Museum soll auf
dem Gelände Tiergartenstraße 4, einst Sitz der Euthanasiezentrale
der Nazis, wo die sogenannte Aktion T 4 organisiert wurde, entstehen.
Mitte Juni hatte der Freundeskreis, dem u. a. Walter Jens und Landesbischof
Huber angehören, den Senat schriftlich gebeten, ihm dieses Grundstück
zu überlassen. Der dortige Busparkplatz könne weiterhin bestehen,
da der von den Berliner Architekten Andreas Hierholzer und Max von Rudzinski
entworfene Museumsbau auf Stelzen stehe. «Bisher haben wir aber
nur eine Empfangsbestätigung unseres Schreibens erhalten»,
berichtet Talbot.
Der Freundeskreis, der sich im Januar 1998 konstituierte, möchte
in diesem Museum die Heidelberger Prinzhorn-Sammlung ausstellen - Bilder
von Schizophrenen, die einst auch in der Nazi-Ausstellung «Entartete
Kunst» präsentiert wurden. Der in Detmold ansässige
«Bund der Euthanasiegeschädigten und Zwangssterilisierten»
und der Berliner Freundeskreis baten die Heidelberger Universitätspsychiatrie,
ihnen die Sammlung zu überlassen. Diese lehnte das bisher jedoch
ab und will sie selbst ausstellen.