Sonntag 25.1.04, 20.00 Uhr

Das kolonialisierte Subjekt:
Vorauseilender Gehorsam als Ziel psychiatrischer Strategie


Psychiatrisierung ist ein Phänomen, das in unserer Gesellschaft zwar millionenfach verbreitet ist, jedoch im öffentlichen Diskurs eher totgeschwiegen wird. Jeder weiß zwar, dass man als "psychisch Kranker" eingesperrt werden kann - aber es sind immer die anderen, die es treffen könnte. Entsprechend verstört und eingeschüchtert sind auch die Gesichter der Menschen, die man in diesem Bereich unseres "Gesundheitswesens" antrifft.

Doch wer einmal in einer geschlossenen Anstalt, der sogenannten "Klapse" war, hat erfahren, dass es hier um weit mehr als medizinischen Rat geht. Die Türen sind zu, die Fenster vergittert, die PatientInnen haben diesen merkwürdigen Blick, vier Mal täglich gibt es bunte Pillen - der Psycho-Knast erscheint mit einem mal als solcher. Über die Gesetze, die die Entrechtung von angeblich "psychisch Kranken" regeln, weiß so gut wie niemand Bescheid. So auch im Falle der Einführung des neuen §1906a BGB im Betreuungsrecht, der demnächst im Bundestag beschlossen werden soll.

Damit soll psychiatrische Zwangsbehandlung ambulant (d.h. auch in den eigenen vier Wänden) durchgesetzt und Angehörigen rechtlich ermöglicht werden, die Betroffenen gegen ihren Willen einer "Behandlung" zuzuführen. Das Phänomen Psychiatrisierung hat in unserer Gesellschaft System.

Bleiben die Fragen, welche Funktionen es erfüllt, welche Interessen verfolgt werden, was dies für Betroffene bedeutet und welche Perspektiven sich bieten. Wir wollen uns dem Thema in einer Informations- und Diskussionsveranstaltung und mit einem Film nähern.

Unterstützen werden uns dabei Alice H. und Jan Groth, die im antipsychiatrischen Projekt "Weglaufhaus" arbeiten. sowie Rene Talbot von der Irren-Offensive, einem Verein für Menschenrechte.


Ort: RAW-Tempel (Ambulatorium), Revaler Str. 99, F´hain

HOME
Impressum