A.E. = Andrea Erdödi (Rehabilitandin)
E.A. = Elisabeth Altenrenger (WfB-Mitarbeiterin, ehemals Rehabilitandin)
M.D. = Manfred Dechert (WfB-Mitarbeiter, ehemals Rehabilitand)
R.W. = Roland Wippel (Bezugstherapeut)
S.P. = Sonja Plaschka (Qualitätsbeauftragte im RPK Wichern-Institut)
T.G. = Thomas.Gaddum (Auszubildender Sozialpädagoge BA im Bereich RPK Wichern-Institut)
S. P.: Wenn ich versuche, meine Freizeitaktivitäten in ein Rangfolge zu bringen, dann sieht
es nach meinem subjektiven Empfinden so aus, daß ich auch am häufigsten fernsehe, als Zweites recht
viel lese, dann besuche ich häufig Freundinnen, dann mache ich ab und zu Ausflüge oder Wanderungen, ansonsten,
wenn es sich ergibt, besuche ich Konzerte oder mal ein Festival, an sechster Stelle steht dann zu Hause etwas gruschteln
oder etwas basteln, ab und zu batike ich und färbe irgendwelche Klamotten oder nähe etwas daran herum.
Zu meinen Beweggründen, warum ich die Dinge tue, kann ich
folgendes sagen: Fernsehen schaue ich, um entweder abzuschalten oder mich zu entspannen, um Unterhaltung zu haben, um mich über irgend etwas zu informieren, hauptsächlich schaue ich dann Sendungen über Archäologie, Kultur oder ethnologische Sendungen. Lesen hat den Zweck, mich auch entweder über igendwelche Dinge zu informieren oder mich zu unterhalten, z. B. lese ich dann Balzac oder so etwas in dieser Art. Freundinnen besuche ich hauptsächlich, weil mir wichtig ist, mich auszutauschen, Probleme zu besprechen und natürlich auch Unterhaltung und Spaß zu haben, hauptsächlich tauschen wir uns aber nur aus. Ausflüge und Wanderungen mache ich, um meine, Neugier zu befriedigen. Konzerte und Festivals dienen der Unterhaltung. Basteln und auch die letzte Rubrik mit Färben, Batiken usw. dient dazu, etwas Kreatives ab und zu zu tun und das mache ich auch, um Klamotten zu verschönern, weil es eine recht billige Methode ist.
E. A.: Wenn ich meine Freizeitaktivitäten in eine Rangordnung bringen soll, so muß ich ebenfalls Fernsehen an 1. Stelle setzen, als 2. Lesen, als 3. Ausgehen, als 4. Musik hören, als 5. Rad fahren, als 6. Schwimmen, als 7. Spazieren gehen und als 8. kleinere Theater in Ludwigshafen zu besuchen. Zu der Frage, warum ich diese Tätigkeiten ausübe und warum sie mir gefallen, kann ich sagen, daß Fernsehen eigentlich eine sehr bequeme Lösung ist, man kann sich berieseln lassen, man erfährt aber auch eventuell sehr viele neue Informationen. Zu den Theaterbesuchen kann ich anmerken, daß sie oft sehr kurzweilig und interessant sind, es gibt meistens viel zu lachen. Ich fahre gerne mit dem Fahrrad, weil ich mich dadurch fit halten kann und auch in der freien Natur sein kann. Ich gehe gerne schwimmen, weil man sich da ebenfalls.fit halten kann und sich entspannen und neue Kräfte sammeln kann.
A. E. Wenn ich mir Gedanken mache über die Dinge, die ich in der Freizeit gerne tue, fällt mir zwar vieles ein, gleichzeitig muß ich feststellen, daß ich zur Zeit und das schon seit mehreren Wochen, fast nichts von den Dingen tue, die ich gerne tue. Zum Beispiel Zeichnen, Malen, Spazieren gehen, Einkaufsbummel, Musik hören, Töpfern, selbst schneidern, basteln, auch Singen, vor allen Dingen Tanzen. Zur Zeit ist es aber so, daß ich überwiegend mit Umzugsarbeiten beschäftigt bin, Möbel auseinanderbauen Tapeten von den Wänden reiße und auch in meiner Freizeit sehr viel für die Schule mache. Begleitend dazu höre ich in letzter Zeit öfters einmal Musik. Fernsehen kommt nur in Frage, wenn ich mal Oberhaupt keine Idee mehr habe, wenn ich ausgelaugt bin und Ablenkung brauche. Bevorzugt sehe ich mir Unterhaltungssendungen an. Die Arbeiten, die ich zur Zeit zu Hause verrichte sind überwiegend körperlich, ideal dabei ist, daß ich mich entspannen kann und einen Ausgleich zur Büroarbeit habe. Von daher ist es gar nicht so tragisch, daß ich solche Arbeiten verrichte und ich vermisse dabei auch nichts. Nun wird es aber auch Zeit, daß ich mich mit kreativen Dingen beschäftige.
T. G.: Die von mir am häufigsten verrichteten Freizeitaktivitäten beschränken sich eigentlich
mehr oder weniger nur auf Musik, hierbei handelt es sich um Musik machen in einer Band bzw. alleine oder in unterschiedlichen
Besetzungen, es kann sich aber auch nur um Musik hören handeln oder Lesen über Musik oder einfach das
Sammeln von Gitarren. Dies erfordert so viel Zeit, daß eigentlich wenig übrig bleibt für
andere Freizeitaktivitäten. Sehr oft sitze ich auch vor dem Fernseher und schaue nicht nur Musiksendungen,
sondern auch sehr gerne Krimis. Darüber hinaus treffe ich gerne andere Leute, um etwas mit ihnen zu
unternehmen, z. B. übers Wochenende ins Grüne zu fahren. Des weiteren bin ich noch Jugendgruppenleiter
bei der KJG und halte dort einmal die Woche Gruppenstunde mit 15- bis 16jährigen Jungs ab, einmal im Jahr
findet hier auch eine Freizeit statt, an der ich als Betreuer teilnehme. Mir gefällt an meinen Freizeitaktivitäten,
daß ich dabei kreativ sein kann und daß ich mich dabei von meinem Alltag erholen kann. Schade
ist nur, daß ich zu wenig Zeit habe, um mehr zu machen bzw. noch andere Dinge zu tun.
R.W.: Bedauernwert finde ich bei meinen Aktivitäten, daß ich sie zum großen
Teil alleine oder zu zweit durchfahre. Die Momente, in denen ich etwas in größeren Gruppenunternehme,
genieße ich sehr und dies könnte auch etwas öfters der Fall sein.
S. P.: Wenn ich meine Freizeitaktivitäten bewerte, dann bin ich teilweise zufrieden und teilweise unzufrieden. Die Dinge, die ich tue, machen mir auf jeden Fall Spaß, aber ich würde z. B. gerne noch mehr Ausflüge machen, doch dazu fehlt dann öfters das Geld oder man hat einfach keine Energie. Mein großer Traum ist ein Pferd zu haben und zu reiten, aber auch dafür fehlt zur Zeit das Geld. Zur Zeit suche ich noch ein Hobby, wo ich mich so richtig hineinhängen kann, insofern lese ich zur Zeit sehr viel und schaue mir viel an und vielleicht kommt.es dann irgendwann über mich. Ansonsten würde ich auch gerne mehr kreative Dinge machen, aber auch da fehlt mir das Geld. Ich bin meistens mit meinem Freund zusammen oder mit meinen Freundinnen oder sie sind bei mir, und manchmal denke ich, ich bräuchte vielleicht ein wenig mehr Zeit für mich alleine. Es ist aber nicht so, daß mich das jetzt irgendwie schwer beeinträchtigt.
E.A.: Einerseits bin ich mit den genannten Freizeitaktivitäten zufrieden, andererseits wäre ich gerne noch aktiver. Ich würde ganz gerne wieder malen, Aquarell- oder Ölmalerei, die Kurse dazu finden meistens abends statt und das ist mir meistens zu spät (von 18.00 - 21.00 Uhr in einen Kurs zu gehen). Ich schlafe schon meistens ab 21.00 Uhr.
A. E.: Mit meinen Freizeitaktivitäten bin ich im Grunde zur Zeit nicht zufrieden, da ich keine Pausen mehr
habe. Ich würde gerne mehr andere Dinge tun, doch bin ich aus finanziellen Gründen nicht in der
Lage, .meine Freizeit so zu gestalten, wie sie mir gefallen würde. Also stürze ich mich in unnötige
und unnützige Arbeiten, die mir irgendwannauch mal auf den Keks gehen. Würde es.am Geld nicht mangeln,
würde ich öfters zum Tanzen fahren, verschiedene,Tanzlokale aufsuchen, Kontakte nach draußen knüpfen
und vielleicht einen privaten Verein aufsuchen.
R. W.: Ausreichend Ideen für meine Freizeitgestaltung habe ich eigentlich selbst. Ich bin zur Zeit auf keine Anregungen von anderen angewiesen. Meine Empfehlung für andere, denen Ideen zur Freizeitgegtaltung fehlen, wäre nach Möglichkeit, eventuell einen Verein zu besuchen oder falls dieser Schritt ihnen zu schwierig erscheint, was sich in meiner Arbeit im Wichern-Institut oft erlebe, rate ich den Besuch eines Freizeit clubs, wie er auch in dieser Zeitung vorgestellt wird. Bei einem Freizeitclub ist fachmännischer Personal anwesend und die Betroffenen wissen, daß sie nicht auf sich alleine gestellt sind, wenn sie in neuer Umgebung Freizeit außerhalb ihrer Einrichtung gestalten wollen.
S.P.: Ich kann mich in diesen Punkten den vorangegangenen Ausführungen nur
anschließen, weil es mir eigentlich auch nicht an Anregungen mangelt, allenfalls an Energie, um diese auszufahren
Was ich anderen empfehlen kann, die kein Vereinstyp sind und lieber die Freizeit alleine gestalten, die können
sich in Bastelläden oder Buchhandlungen umschauen und
finden dort vielleicht Dinge, mit denen sie sich beschäftigen wollen.
A. E.: Mir fehlt es im Grunde auch nicht an Ideen, meine Freizeit zu gestalten. Allerdings, wenn es darum
geht, nach draußen in die Gesellschaft zu geben, könnte es für mich von Nutzen sein, wenn es jemand
schaffen würde, mich zum rechten Zeitpunkt zu einem Spaziergang zu motivieren. Anderen kann ich empfehlen,
sich darauf zu besinnen, wo ihre Talente sind, damit sie diese Talente mehr nutzen und mehr daraus machen, sei
es zeichnerische oder künstlerische Tätigkeiten oder im Sportbereich, Gedichte schreiben usw. Wer
gerne in Gruppen arbeitet oder Gruppenspiele macht kann ja versuchen, andere Leute zusammenzutrommeln oder anzusprechen,
um irgendwelche Spiele zu spielen oder auch Spiele anzuschaffen, z. B. Gesellschaftsspiele. Man kann sich
vielleicht auch privat eine kleine Gruppe bilden, einen Kegelverein gründen oder einfach nur Karten spielen
usw.
Ee A.: ich konnte ein paar Anregungen gebrauchen, und zwar im Hinblick auf Sehenswürdigkeiten in unserer Nähe
oder maximal 100 km entfernt. Ich bin auch immer dankbar für einen guten Tip für neue Lokale oder
gute Lokale. Ich selbst könnte anderen auch etwas empfehlen, wenn man nicht unbedingt weiß, wann,
wo, was los ist, könnte man sich beispielsweise die Zeitschrift Meier zulegen, die einmal monatlich erscheint
und 2,-DM kostet. In dieser Zeitschrift werden immer Aktivitäten oder Freizeitgestaltungen angeboten
und es gibt einen richtigen Veranstaltungskalender darin.
T. G.: Ich bin mit meinen Freizeitaktivitäten eigentlich zufrieden. Sie machen mir
sehr viel Spaß, obwohl es mir manchmal so vorkommt, als wären sie ziemlich einseitig. Es ist nun
mal so, daß die Musik viel Zeit in Anspruch nimmt, man muß Proben gehen oder vor einem Auftritt kann
es schon mal vorkommen, daß das halbe Wochenende verplant ist. Außerdem ist es auch ein sehr
geldaufwendiges Hobby. Auch die Jugendarbeit bei der KJG braucht viel Zeit, so daß meine Freizeit eigentlich
schon ziemlich ausgebucht ist. Ich hätte gerne noch mehr Zeit für weitere Freizeitaktivitäten,
die aber leider nicht bleibt. Ich könnte anderen Leuten empfehlen, ebenfalls sich musikalisch zu betätigen,
möglichst mit
anderen zusammen, da man auf diesem Weg viele Menschen kennenlernen kann, gerade wenn man Auftritte hat oder in einem Musikverein tätig ist.
Anschluß an andere Leute, die ebenfalls Musik machen, kann man bei einer Musikschule finden, die normalerweise in jeder Stadt exisitiert, zumindest können diese Musikschulen Adressen und Telefonnummern von privaten Vereinen weitergeben. Eine weitere Möglichkeit wäre es, in der Zeitung „Sperrmüll" nachzuschauen, dort gibt es extra eine Rubrik für Musiker. Auch bei der Volkshochschule werden manchmal Kurse angeboten für Ensembles oder andere Musikgruppen. Auch direkt in Musikläden wird man sicherlich Auskunft erhalten, wo Vereine tätig sind und wo man Anschluß bekommen kann. Ebenfalls könnte ich das Heft Meier empfehlen, genauso wie andere Hefte, die kostenlos überall in der Stadt ausliegen, in denen ein umfangreicher Terminkalender für Freizeitaktivitäten vorhanden ist. Nach meiner Erfahrung kann man auf jeden Fall in Musiklausdrücken, was einen bewegt, ohne dabei sprechen zu müssen, so kann man beispielsweise auch durchaus Aggressionen los werden und es ist eine Abwechslung für den Kopf.
M. D.: Ich gehe gerne in Literaturgruppen. Ich schreibe seit vielen Jahren Kurzgeschichten und Gedichte. Ich bin zur Zeit in drei verschiedenen Literaturgruppen, diese finden alle zwei bis drei Wochen statt. Daneben bin ich in Zwei Gesprächsgruppen, eine beschäftigt sich mit Ängsten, die andere mit Depressionen. Beide Gruppen finden im Gesundheitstreff in Mannheim statt. Ich arbeite in beiden Gruppen mit, obwohl ich nicht jede Woche beide Gruppen besuche. Ich versuche auch gerade, einen Kreis zu eröffnen von Leuten, die Kleinkunst machen.
Ich habe in der Vergangenheit viel Kabarett gemacht und bin wieder dabei, in dieser Richtung etwas zu tun. Da ich in diesem Bereich noch keine Gleichgesinnten gefunden habe, fühle ich mich isoliert und versuche deshalb, über die Zeitschrift Meier andere Leute zu finden, die mitmachen, aber auch in anderen Bereichen wie Theater, Pantomime und Liedermacher. Die Gesprächsgruppen sind mir eigentlich am wichtigsten, an zweiter Stelle würde ich das Projekt mit den Kleinkunstleuten stellen, weil mich dies am stärksten interessiert, das Schreiben würde ich an dritter Stelle setzen, weil ich seit einigen Monaten nichts schreibe, da mir nichts einfällt und weil mir meistens die Ruhe und die Zeit zum Schreiben fehle.
Mir ist es wichtig, etwas Kreatives zu machen und ein Gegengewicht zur Arbeit zu haben, die ich oft als ziemlich monoton empfinde. Das Schreiben bietet die Möglichkeit, eigene Gedanken und Gefühle produktiv auszudrücken, selbständig zu gestalten. Die Gesprächsgruppen sind für mich wichtig, um zu erfahren, wie es anderen Leuten in vergleichbaren psychischen Situationen geht, und das Projekt mit dem Kleinkunstleuten ist auch wichtig, um Leute aus vergleichbaren Bereichen kennenzulernen und sich auszutauschen.
Wenn sich meine Freizeitaktivitäten noch weiter in meinem Sinne entwickeln und ich noch weitere passende Leute bzw. Gruppen kennenlerne und sich as anze ausbauen läßt, bin ich damit zufrieden. Anregungen bezüglich meiner Freizeit habe ich eigentlich genug, das Problem ist oft nur die Umsetzung. Selbst kreativ sein kann ich oft nicht so wie ich möchte, weil ich nach der Arbeit und nach der Alltagserledigung müde bin, aber ich bin wie gesagt dabei, das Ganze auszubauen.
Ich würde jedem empfehlen, egal ob RPK oder WfB, daß er die Freizeit als wichtigen eigenen Teil sieht und nicht nur als Abschalten von Arbeit. Ruhephasen sind natürlich auch wichtig, man sollte nicht zuviel in der Freizeit machen an reinen Freizeitaktivitäten, aber ich habe auch erlebt daß viele Leute zu wenig machen, sich nur ins Bett legen oder fernsehen oder passiv im Aufenthaltsraum sitzen.
Die Redaktion